Samstag, 1. Dezember 2007

Wir fahren nach England - nun aber richtig!

Also setzen sich am frühen Samstagmorgen zwei Spinner in Düsseldorf mit einem feinen Renault Grande Espace Diesel mit 173 PS von EuropCar und einem ziemlich großen Doppelachs-Autotransportanhänger in Richtung Dünkirchen in Bewegung, um einen Crayford aus seiner Heimat zu entführen. Der Mietwagen zieht das Gespann, als ob der Hänger überhaupt nicht vorhanden wäre. So vergehen die vier Stunden Fahrt durch Deutschland, die Niederlande, Belgien und ein Stück Frankreich wie von selbst. In Belgien darf man mit Anhänger 120 km/h fahren, in Frankreich sogar 130. Dazu scheint die Sonne. Ein guter Start.



So sind wir fast zwei Stunden zu früh im Hafen in Dünkirchen und man lotst uns in letzter Sekunde auf eine frühere Fähre. Von der befürchteten Orientierungslosigkeit im Hafen keine Spur, alles ist leicht zu finden, gut und sicher ausgeschildert, idiotensicher (wichtig für mich) und mit freundlichem Personal besetzt. Man weiß ja nie so richtig vorher, was kommt, das macht die Reise spannend. Der Zoll interessiert sich für den großen Kofferraum des Renaults, aber wir sind wirklich nur zu Zweit. Die Fähre der Norfolk-Linie ist modern und ordentlich, das Auto nimmt im LKW-Deck platz und wir lassen uns bei der Ausfahrt aus Dünkirchen mal so richtig durchpusten, immer noch wunderbares Wetter, ein Traum!







Also sind wir nach schön schaukeliger Überfahrt schon um 13 Uhr Ortszeit in Dover und nun übernimmt Felix die Steuerung des Gespanns. Er fährt links, als hätte er nie etwas Anderes gemacht. England empfängt uns freundlich und auch ein wenig sonnig, also geht es von der Fährenladung LKW mitgezogen ganz einfach über die Autobahn in Richtung London, über den südlichen Autobahnring an London entlang (ganz ohne Staus) und dann westwärts. Trotz der frühen Stunde dunkelt es schon leicht, wir haben noch 200 Kilometer vor uns.



Nach ein paar Dutzend Kilometern ist nun die Autobahn zu Ende und mündet in die Landstraße, die Südwestengland an die Hauptstadt anbindet. Aber auch hier: keine Staus, alles flüssig. Bei Stonehenge biegen wir kurz ab, dann geht es weiter nach Exeter und dann noch ein paar Kilometer ins Land. Inzwischen werden die Straßen wirklich eng, doch die Engländer fahren verständnisvoll und Felix kurvt sicher. Die letzten Kilometer habe ich eine Wegbeschreibung unseres Gastgebers und so finden wir unser Ziel auch leicht: das "Anchor Inn", eine uralte Dorfkneipe. Bei leichtem Nieselregen, nun schon ganz im Dunkeln, stellen wir unser Gespann davor ab, steigen aus und erstes läuft mir ein roter Kater über den Weg. In der Einfahrt wartet schon ein unter Planen eingepacktes Auto, doch die Front schaut heraus: es ist ein /8!

Drinnen sitzt das Dorf beim Pint, und Geoff, der Wirt und Verkäufer des /8, erwartet uns bereits. Er ist irgendwann in den 60ern hängengeblieben, und die ganze Kneipe ist sein Museum. Also rein, das erste Pint und das zweite, dazu gleich Geschichten vom /8 und freundliches Kopfschütteln der anderen Gäste: aus Deutschland? Für ein Auto? Wirklich? Nun ja, genau. Das Auto fahren wir dann auch schnell aus eigener Kraft auf den Hänger, ein gutes Zeichen, parken das Zugfahrzeug in der Einfahrt davor und kehren für den geselligen Teil in die Kneipe zurück. Mittlerweile ist Prominenz eingetroffen, denn Geoff war so freundlich, Ken kurz anzurufen. Ken ist ein älterer Engländer mit schlohweissen Haaren und ebensolchem Vollbart.

Und Ken kennt den Crayford /8, denn er hat ihn vor mehr als 20 Jahren selber besessen. Er hat Photoalben dabei, voller Mercedesse, aber ein Bild vom Crayford ist nicht dabei. Nun, das findet er auch noch, da ist er sich sicher. So folgen Geschichten über Geschichten aus alten Zeiten, und nach einem leckeren Curry geht es noch den ganzen Abend so weiter. Geoff beherbergt uns für die Nacht, und während unten die Gäste weiterfeiern schlummern wir irgendwann oben der Heimfahrt mit dem neuen /8 entgegen.

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