Samstag, 17. Juli 2010

Die jährliche Ausfahrt

Heute war es wieder soweit für die jährliche Ausfahrt mit dem blauen Crayford Kombi /8. Diese Ausfahrt führt zwar - jedes Jahr - nur einmal über das Hallengelände aber besser als nichts, ein bißchen Bewegung muß sein. Also Batterie eingebaut, vorgeglüht und gestartet. Natürlich ist alles etwas holprig und Leistung ist auch nicht wirklich vorhanden aber es geht.



Hier steht der Crayford Kombi /8 neben einem entfernten Bekannten aus Stuttgart, der aber im gleichen Jahr, ja sogar vermutlich nur kurze Zeit vor oder nach dem Crayford Kombi /8 gebaut wurde. Das macht ihn zu einem der frühesten W116er.

Samstag, 15. Mai 2010

Neues aus der Vergangenheit

Ein paar Tage Urlaub in Südengland gaben mir die Gelegenheit, mich auch auf die Fährte des blauen Crayford Kombi /8 zu begeben. Mehr oder weniger in dem Moment, an dem ich durch Ringwood spazierte, erinnerte ich mich seiner: Die letzte Tax-Disc des Crayfords hatte ein Vorbesitzer 2000 im Post Office in Ringwood gekauft. Ringwood ist eine kleine alte Marktstadt im Westen des New Forest, mit den niedrigen Häuschen an der Hauptstraße und Tea Rooms und Pubs wie es sich gehört. Das Ringwood Post Office ist kein niedriges Häuschen und besonders hübsch ist es auch nicht, aber hier hat es sich abgespielt.



Einmal in der Gegend entschied ich mich, die Suche nach dem letzten Besitzer im Zulassungsdokument aufzunehmen, der nur wenige Kilometer weiter mitten im New Forest gewohnt hatte. Am Ende einer wunderhübschen Dorfstraße fand ich ein kleines Cottage und darin die Eltern von Simon England, überaus hilfsbereite nette Leute aber ihr Sohn wohnte nicht mehr dort. Sie erinnerten sich sehr wohl an den blauen Mercedes, der von 1997 bis 2000 ihrem Sohn gehört hatte. Er arbeite jetzt in Deutschland, erzählten sie mir, aber er wäre für das Wochenende nach England gekommen und besonders weit weg wohnen würde er auch nicht. Also gaben sie mir seine Adresse, ans Telefon ging er leider nicht. Ich fuhr trotzdem mal auf Verdacht hin.

Und so überfiel ich den letzten Besitzer des fahrbereiten blauen Crayford Kombi /8 am Samstagnachmittag in seinem Häuschen in Pennington. Den Überfall steckten er und seine Frau gut weg, ich traf ein freundliches Pärchen in den 40ern an. Die Überraschung war natürlich groß, und die Geschichten flossen rasch aus ihnen heraus.

Also so war das damals: Simon England hat den blauen Crayford Kombi /8 ganz profan über eine Kleinanzeige aus Salisbury gekauft, 1997 war das und 500 Pfund hat er investiert. Dabei spielte der Status als Oldtimer oder seltenes Fahrzeug überhaupt keine Rolle, obwohl damals schon 25 Jahre sollte der Crayford als Familientransporter dienen und als solcher wurde er eingesetzt. Den Zustand damals beschrieb Simon als so gut und die Technik als so zuverlässig, dass er seit diesem Zeitpunkt nur noch deutsche Autos fahren wollte - ein neuer Audi A4 Kombi in der Einfahrt unterstrich diese Entscheidung. Über den Zeitraum von drei Jahren (von 1997 bis 2000), in dem Simon den Crayford besaß, waren nur wenige Arbeiten notwendig, so zum Beispiel der Austausch einer Antriebswelle und des Lüftermotors, und die Erinnerung an die hervorragende Konstruktion des /8ers (und die schlechte Zugänglichkeit des Lüftermotors) waren in seinen Erzählungen noch sehr präsent. Schlussendlich wurde der Crayford /8 immer weniger benutzt, denn sein Besitzer arbeitete monatelang ausserhalb Englands, und der /8 bekam einen Stellplatz in einer Garage, wenngleich einer feuchten. Dennoch blieb er Simons einziges Fahrzeug. Nicht glücklich über die Folgen des Herumstehens hat Simon den /8 dann 2000 verkauft, wiederum ganz profan über eine Kleinanzeige. Kurz vorher war der /8 an der MOT gescheitert, nicht ernstes schien es gewesen zu sein, aber die Käufer holten ihn auf einem Transportanhänger ab und die Frau des neuen Besitzers soll sich augenblicklich in das Auto verliebt haben. Wie die Zulassungsdokumente erzählen haben sie ihn allerdings nie angemeldet, die Liebe muss ein Ende gefunden haben.

Dann gab es natürlich Geschichten aus dem drei Jahre währenden Leben mit dem Crayford /8, wie dem losen Handschuhfachdeckel, den ein mitfahrendes Kind vom Beifahrersitz aus mit seinen Füßen zuhielt. Grundsätzlich war der Crayford /8 aber in allerbester Erinnerung, "always ran great", "super-reliable diesel engine" und noch vieles mehr. Mein Bericht über seinen heutigen Zustand wurde dann auch kopfschüttelnd entgegengenommen. Wenngleich der /8 sicher auch 1997/2000 schon viele Blechreparaturen gesehen hatte, schien er damals aber noch ganz vorzeigbar gewesen zu sein. Die Besitzer nach Simon hatten ihn von 2000 bis 2002, haben ihn aber nie angemeldet und 2002 an Geoff verkauft. Den Todesstoß scheint der blaue Crayford /8 dann bei Geoff bekommen zu haben, während seiner fünfjährigen Standzeit ohne festem Dach über dem Kopf.

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Freitag, 3. April 2009

Eine Ausfahrt, soweit sie geht

Heute bekam der Crayford-/8 dann doch eine Batterie spendiert, glühte artig vor und sprang ziemlich gut an. Nun gut, wir hatten gut 20 Grad, der Frühling ist da, aber nett fand ich es von ihm doch. Da sich Besuch zur Crayford-Inspektion angekündigt hatte habe ich den Kombi mal aufgeräumt und ein wenig entstaubt und dann todesmutig auf eine kleine Ausfahrt gemacht. Das ist natürlich relativ gemeint, denn auf öffentliche Straßen werde ich mich mit diesem Fahrzeug vorerst nicht trauen - aber die Halle steht auf einem großen Privatgelände mit Einkaufsmärkten und Werkstätten und dort kann man zumindest ein paar Kunden verblüffen. Und was soll ich sagen?

Er fährt.









Er bremst auch, aber nicht lange, und bergauf tut sich das Maschinchen schwer, wer mag ihm das nach vielen Jahren der Ruhe verübeln? Doch so erlebe ich immerhin die längste gemeinsame Ausfahrt in der gemeinsamen Geschichte dieses merkwürdigen Fahrzeugs.

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Samstag, 31. Januar 2009

Wir leben noch

Heute war ich kurz in der Halle, ein paar Batterien abklemmen und aufladen - es haben sich jede Menge /8er angesammelt. Der Crayford Kombi /8 hat keine Batterie. Warum eigentlich nicht?



Natürlich habe ich mich trotzdem zu dem Kombi durchgearbeitet, die Fahrertür geöffnet und mich vorsichtig auf das zerrissene rote Leder gesetzt. Und dies nur, um den überraschenden Blick nach hinten noch einmal zu genießen. Du schaust nach vorne: ein /8. Der Kopf wendet sich langsam zur Seite: ein /8. Der Kopf dreht sich zur Rückbank: ein ganz anderes Auto. Raum und die von innen ganz leichte Linie, die außen nicht erreicht wurde. Ein besonderes, einzigartiges Erlebnis. Leider.



Danach sitze ich also in einem Düsseldorfer Cafe und denke darüber nach, was mit dem Crayford Kombi /8 passieren soll. Seit mehr als einem Jahr steht er warm und trocken bei mir und ist trotzdem nicht besser geworden. Eine Restaurierung würde ihn für Jahre verschwinden lassen. In meiner Halle ist er einfach weg. Sein einzig verbliebener Bruder in England ist auch unsichtbar. So merkwürdig dieser Umbau auch sein mag, so interessant sind die verbliebenen Exemplare doch und sie müssen raus, in die weite Welt. Wer nie Kekse im Bett gegessen hat weiss nicht, wie Krümel pieksen können.

Die Umsetzung dieser Gedanken läuft noch in meinem Kopf hin und her. Vielleicht ein Parforceritt mit der Technik und dann ein 5-Tages-Kennzeichen im Frühjahr?

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Freitag, 12. Dezember 2008

Ein Nachmittag in Sussex

Letzte Woche war ich in London, um Freunde zu besuchen. Was lag also näher als einen Abstecher an die englische Südküste zu machen, in die Nähe von Brighton. Dorthin hatte mich nämlich Rory eingeladen. Ihn habe ich über einen englischen Oldtimerclub kennengelernt und er meinte, ich sollte mir seinen /8 mal ansehen.

Gesagt, getan: Ein Nachmittag in Sussex. Und der begann sehr erfreulich. Rory ist die Liebenswürdigkeit in Person. Nach einer Tasse Tee wurde meine Anfrage "To make me really happy, you could take me on a ride with your stroke-eight" unmittelbar in Bewegung umgesetzt - erstmal mit Rory eine Runde drehen. Das ist toll, fern von der Heimat fühlt man sich doch gleich zuhause im /8. Trotz Linksverkehr.




Und dann wurde es immer schöner. Denn dies hier ist Rorys /8er:



Der andere Crayford-/8! Zwei davon gibt es noch auf der Welt. Einer steht in meiner Halle in Essen, einer gehört Rory. Ein superinteressantes Auto mit einer tollen Geschichte. Der Erstbesitzer hat das Auto 1973 von Crayford umbauen lassen, um seine Renntauben zu transportieren (wir sind in England!). Er gab das Auto innerhalb der Familie weiter, und als der Familienvorstand dann über 80 war hat er schlichtweg den Inhaber der Firma Crayford angerufen - sie hätte da einen Kombi, den er damals umgebaut habe, ob er ihn zurückhaben wolle? Er wollte, und hat das Auto gleich an Rory weitergegeben.
Das Auto ist ziemlich gut erhalten, und endlich kann ich mir ein Bild von den Details des Umbaus machen. Vieles ist sehr, sehr schön gelöst. Immerhin handelte es sich damals um einen Luxus-Kombi-Umbau, der den Preis des Basismodells nicht unwesentlich erhöhte. Und das sieht man noch heute.





Und hier sind die beiden zusammen:



Das Auto ist im unrestaurierten Originalzustand, roadworthy (d.h. TÜV) und taxed (d.h. zugelassen). Die Vorbesitzerin hat das linke Heckseitenteil mal nicht besonders schön reparieren lassen, außerdem wurden die Schweller an einigen Stellen eher rustikal bearbeitet und die Stehwände im Motorraum sind auch nicht so toll. Der Motor ist ein 250er (2.8) der toll läuft und seine Pferde noch prima beisammen hat, mit einer wunderbar schaltenden Automatik. Die Ausfahrt war beeindruckend, dieses Auto ist voller Leben und das allerschönste ist ein Blick nach hinten vom Beifahrersitz, denn der Umbau wirkt von innen leicht und stimmig und eine Fahrt im einzigen kompletten Crayford-/8 ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art.

Das Auto ist bei Rory in guten Händen. Und so verabschieden wir uns voneinander und der /8 kehrt in seine Garage zurück.


So und nicht anders stelle ich mir einen Nachmittag in Sussex vor. Rory, thank you VERY MUCH for the most enjoyable day!

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Samstag, 15. November 2008

Crayview

Gestern kam das "Crayview Magazine", die vierteljährliche Clubzeitschrift des Crayford Convertible Car Clubs. Darin ein Bild und meinen ersten Brief an den Club mit der Bitte um weitere Kontakte.



Es ist noch kein weiterer Crayford-/8 in Sicht. Schade.

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Dienstag, 11. November 2008

Gordon antwortet

Gordon betreibt das zweite Crayford-Register in Australien. Ich hatte ihm vor ein paar Tagen eine eMail geschrieben. Heute schreibt er zurück:

Delighted to receive your e-mail! You have solved one Crayford mystery for me: where did this car end up (Bild von John Green in London 1999). Now I know - yee haa! I shall add it to my registry - in fact the first /8 to make it there. Congratulations. It may be a couple of days before I get to it, as I'm very busy with work right now, but nothing can keep me from my Benz obsession for long.


Und dieses hochinteressante Bild schickt er mir auch noch:



Gordon besitzt selber einen W116 Crayford-Umbau, aber hat auch ein Herz für den /8 auf seiner Internet-Seite "CRAYFORD-BENZ WORLD". Auch dort haben wir den Crayford Kombi /8 eingetragen.

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