Montag, 28. Januar 2008

Aus der ersten Jugend

Bei Crayford wurden keine halb vormontierten Sonderaufbaukarossen zum Kombi umgebaut sondern neue, komplette und ganz normale /8-Limousinen. Also hatte der Crayford Kombi ein Vorleben als Limousine, wenn auch nicht lange. Zu diesem Vorleben gibt es selbstverständlich eine Akte im Archiv von Mercedes-Benz. Und die sieht so aus:



Bestellt irgendwann vermutlich 1971 bei einem Händler in Großbritannien, wer hätte das gedacht. Originalfarbe 920 blau mit Leder 268 rot, so ist er noch heute. Der Erstbesitzer meinte, folgende Extras an Bord haben zu müssen:


  • 40/1 - Einzelsitze

  • 41/1 - Schiebedach mechanisch

  • 42/7 - Servolenkung und mechanisches Getriebe, Mittelschaltung

  • 46/1 - Instrumente mit englischer Beschriftung

  • 55/0 - Anhänger-Vorrichtung

  • 57/0 - Armlehne vorn, klappbar

  • 62/2 - England-Ausführung

  • 63/0 - Gürtelreifen

  • 220 - Türkontakte Fondtüren



Viel ist es nicht, aber sinnvoll zusammengestellt und zum Glück ist das alles noch da (nun gut, bis auf die Originalreifen) und sogar die Anhängerkupplung ist original. Und hier steht auch das Auslieferungsdatum: 30. Oktober 1972. Also, wie bereits erwartet, eine waschechte Serie 1.5.

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Samstag, 26. Januar 2008

Ein paar Fehlteile weniger

Wie bei der Bestandsaufnahme beschrieben war der Zugstarterknopf irgendwie komisch. Einer der Vorbesitzer hatte ihn mal zerstört, das Gewinde war hinten aus dem Knopf gerissen, das ist bei /8ern nicht unüblich. Mangels Ersatzknopf war man auf eine hübsche Idee gekommen: auf die Achse des Zugstarters (da ist ja ein Gewinde drauf um den Knopf draufzuschrauben) eine kleine Mutter schrauben, den alten kaputten Knopf ohne Gewinde draufstecken und dann von vorne wieder eine Mutter drauf. Hält den kaputten Knopf beim Ziehen wie beim Drücken. So nett gemacht wie es ist: weg damit. Zur Hilfe kam Enzo:



Hergeschickt, draufgeschraubt, fertig. Der Crayford /8 geht seiner Vervollkommnung entgegen. Nun, in dem Paket mit dem Zugstarterknopf war natürlich noch mehr drin. Nämlich ein Teppichsatz in dem scheinbar super-seltenen knallrot. Leider für Linkslenker, aber die beiden fehlenden hinteren Fussraumteppiche hätte ich damit schon mal. Aus den vorderen Teppichen schneide ich mir die Schwellerabdeckungen...

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Freitag, 25. Januar 2008

Tax and MOT

Die Engländer müssen mit ihren durchgerosteten Dünnblechfahrzeugen aus Longbridge jährlich zum TÜV, der bei ihnen MOT heißt. Das gilt dann im Sinne der Gruppenhaftung auch für Autos, die in anderen Ländern hergestellt wurden. Und so natürlich auch für den Crayford /8. Leider habe ich keine alten Prüfberichte aber kann mir gut vorstellen, dass der letzte englische Besitzer es lieber nicht mehr versucht hat.

Genau wie in Deutschland will der Staat dann aber auch noch Steuern haben, bevor das Auto auf die Straße darf. Diese Steuer entrichtet der Engländer beim Postamt und bekommt dafür eine "Tax disc", die ein Jahr gültig ist und in einem kleinen Halter hinter der Windschutzscheibe ausgestellt wird. Solange die Tax Disc gültig ist darf das Auto bewegt werden.

Im Crayford /8 fanden sich welche:



Wenn man den heutigen Zustand dieses Autos betrachtet war also entweder 2000 ein Wahnsinniger damit unterwegs oder das Auto ist im abgemeldeten Zustand sehr viel schlechter geworden. Ich tippe auf Ersteres. Da man in England in Fahrzeugen, die vor dem 1.1.1973 gebaut wurden, steuerfrei unterwegs ist hat da wohl jemand die preiswerte Beförderung ausgenutzt, bis ihn die MOT von seinem Crayford geschieden hat. Und diese Suppe werde ich nun auslöffeln.

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Samstag, 5. Januar 2008

Identitätskrise

Zum Schrauben ist es hier viel zu kalt, also wühle ich mich durch die Fahrzeugpapiere. Dabei ist auch ein Schreiben von Mercedes-Benz, in dem der Bautag des /8 benannt wird:



Das allerdings kann nicht stimmen. Von der Innenausstattung her handelt es sich zweifelsfrei um ein Fahrzeug nach der Modellpflege zur Serie 1.5 (die im April 1972 stattfand) und an den Sitzen mit integriertem Ruhesitzbeschlag lässt sich die Fertigung sogar auf Oktober 1972 oder später eingrenzen. Aus der Fahrgestellnummer und den Fertigungszahlen pro Baujahr berechnet sich der Produktionstag auf den 5. Oktober 1972, natürlich mit erheblicher Unsicherheit. Zuletzt spricht aber auch das Tabellenbuch, das die Farbcodes der Innenausstattung fahrgestellnummerngenau angibt, eine deutliche Sprache. Hier haben wir einen späten 1972er.

Die Datenkarte ist unterwegs...

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